Ein Sponsor ist gefunden – Licht soll bald wieder brennen
Maintal (mf September 2011). Das Telefon der Familie Marek stand am Samstag morgen nicht still. Gleich mehrere Privatpersonen und Unternehmer erklärten sich bereit, die Beleuchtung des Hochstädter Obertors zu sichern. Nur wenige Stunden, nachdem ein Artikel im Tagesanzeiger darüber informierte, dass eine Vereinbarung zwischen der Landkelterei Höhl und der Familie Marek über die Zahlung eines „flüssigen Mietzins“ für die Bereitstellung der Gebäude, an denen die beiden Scheinwerfer der seit rund 30 Jahren installiert sind, aufgekündigt war, war die Obertor-Beleuchtung Gesprächsthema Nummer eins.
So schnell die Birnen aus den beiden Strahlern auf dem Wohnhaus und der Scheune der Familie Marek am Freitag herausgeschraubt waren, so schnell bemühten sich mehrere Maintaler bereits am Samstag um eine Lösung. Die Erste, die zum Telefon griff, war Ute Riegel. Sie unterbreitete den Mareks den Vorschlag, dass die Arztpraxis ihres Mannes Dr. Thomas Riegel die Weiterzahlung des Mietzins in Form von Apfelwein und -saft übernehmen wird.
Die Firma Höhl, die rund 30 Jahre lang kostenlos mehrere Kästen des Traditionsgetränks zur Verfügung gestellt hatte, hatte die Vereinbarung kurzerhand aufgekündigt. Eine Pacht für die Bereitstellung der Gebäude wollte auch die Stadt nicht übernehmen.
Und weil die Familie Marek nicht einsehen wollte, warum sie die Einzigen sein sollten, die Interesse daran haben, das Hochstädter Wahrzeichen bei Dunkelheit ins rechte Licht zu rücken, wollten sie die mächtigen Strahler nicht länger auf ihren Dächern haben. Binnen weniger Stunden waren Mitarbeiter des Energieversorgers Offenbach (EVO) am vergangenem Freitagvormittag vor Ort und schraubten die Birnen aus den Scheinwerfern. Seitdem lag das Obertor im Dunkeln.
Doch das soll nicht mehr lange so sein. Ebenso schnell wie die Lichter aus waren, sollen sie auch wieder leuchten. „Wir haben uns aus der Vielzahl der Anrufe, die uns erreichten, für den ersten entschieden, und der kam von Ute Riegel“, berichtet Heliodor Marek. Auch dass Dr. Thomas Riegel gebürtiger Hochstädter ist, nicht nur im Stadtteil wohnt, sondern dort seine Praxis aufgebaut hat, war ausschlaggebend.
Die Vereinbarung ist bereits unter Dach und Fach. Die Hochstädter sollen weiter einen Mietzins erhalten, allerdings von der Kelterei Stier in Bischofsheim.
„Wir wollten auf gar keinen Fall Geld. Wir möchten keine Vermieter sein, sondern freuen uns darüber, dass wir durch einen symbolischen Mietzins eine gewisse Anerkennung erhalten“, so der Hochstädter.“
Für Ute Riegel war es selbstverständlich, spontan zu handeln. „Als ich die Geschichte gelesen habe, habe ich zunächst gedacht: Das kann nicht wahr sein. Das Obertor ist das Wahrzeichen von Hochstadt, und es sieht einfach hervorragend aus, wenn es angestrahlt wird“, berichtet sie im Gespräch mit dem Tagesanzeiger. Wie andere Maintaler bedauert auch sie, dass sowohl die Firma Höhl als auch die Stadt Maintal kein Interesse daran hatten, gemeinsam eine Lösung zu finden. „Manchmal muss man einfach einen unkonventionellen Weg einschlagen. Und wir fühlen uns als Hochstädter so eng mit dem Stadtteil verbunden,dass wir nicht hinnehmen wollten, dass das Obertor dunkel bleibt“, sagt sie.
Auch in der Gaststätte „Zur Goldenen Krone“ hatten Stammgäste bereits einen Rettungsplan erarbeitet, wie sich weiterhin der Apfelwein liefern Iässt. ,“Wegen 20 Kästen
Apfelwein bleibt es um das Obertor nicht dunkel“, war sich die Gruppe um Ludwig Stein schnell einig.
Von so viel Bürgerengagement ist auch Erster Stadtrat Ralf Sachtleber begeistert. „Es freut mich, dass sich so schnell gleich mehrere Gruppen engagiert haben, um das Sponsoring für die Beleuchtung zu übernehmen. Dass so etwas möglich ist, gibt mir Hoffnung“, äußerte er gegenüber dem Tagesanzeiger und stellte in Aussicht dass die Birnen für die Scheinwerfer spätestens kommende Woche wieder eingesetzt werden sollen.
Artikel: Maintal-Tagesanzeiger
Bild: Thomas Wahle